29. Juni 2025

Evangelische Saar-Synoden tagten gemeinsam in Dillingen: U.a. Neuordnung der Kita-Arbeit beschlossen


Die evangelische Kindertagesstättenarbeit im Saarland wird künftig im Wesentlichen synodal getragen. Das ist einer der Beschlüsse der gemeinsamen Kreissynode der Evangelischen Kirchenkreise Saar-Ost und Saar-West, mit denen richtungsweisende Entscheidungen zur Zusammenarbeit nach deren Fusion zum 1. Januar 2026 getroffen wurden.

Kindertagesstättenverband wird Eigenbetrieb

Der bisherige Verband Evangelischer Kindertagesstätten im Saarland wird dazu mit Wirkung des Zusammenschlusses der Saar-Kirchenkreise in einen Eigenbetrieb mit dem Titel „Vereinigte Evangelische Kindertagesstätten im Saarland“ (weiterhin VEKiS) überführt. Die Umwandlung ist aus verwaltungstechnischen Gründen bedingt durch die Fusion notwendig geworden. Damit werde die Kita-Arbeit wesentlich stärker in die Kreissynode einbezogen, betonte Superintendent Christian Weyer vom Kirchenkreis Saar-West die inhaltlichen Vorzüge der neuen Struktur. Bisher habe der Kirchenkreis nur in zweiter Instanz, über Delegierte in der Verbandsvertretung, inhaltlich Anteil am Betrieb der derzeit 31 VEKiS-Kitas nehmen können.  In der Präambel der neuen VEKiS-Satzung hielten die Kreissynoden ihren Wunsch fest, dass auch die „Arbeit mit Kindern unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen“ ermöglicht werde.

Neuordnung der diakonischen Gesellschaften geplant

Ebenfalls vor einem Umbruch stehen die diakonische Gesellschaften im Saarland, namentlich die Diakonie Saar sowie die Neue Arbeit Saar und die DPS Saarwork. Die Gesellschaftsanteile der bisherigen Kirchenkreise sollen vor der Fusion an die DIAKONIEStiftung Saar im Rahmen einer Schenkung übertragen werden. Geprüft worden war zuvor, ob das Gesetzbuch bei Veränderungen von Gesellschaften im Besitz von Körperschaften ein Verfahren vorgibt, analog zur Fusion von Kommunalgemeinden. Dabei habe sich herausgestellt, dass es bisher keine vergleichbare rechtliche Grundlage gebe. „Kirche kommt in diesem Gesetz nicht vor, aber diese Lücke zu schließen würde Jahre dauern“, erläuterte Oliver Kremp-Mohr von der Geschäftsführung der Diakonie Saar. Deshalb habe man eine kurzfristige Alternative gesucht. Doch auch die jetzt gefundene Lösung ist bisher noch nie erprobt worden. „Unser Fall ist ein Präzedenzfall“, hielt Kremp-Mohr fest. Diesem Neuland ist es auch geschuldet, dass noch keine Beschlüsse zur Neuordnung gefasst werden konnten. Derzeit befinden sich die Vorgänge noch in der Prüfung durch das zuständige Ministerium sowie durch die landeskirchliche und die saarländische Stiftungsaufsicht.

Digitale Abstimmungen in neuer Synode möglich: Vorreiter der Landeskirche

Vorreiter wird der neue Kirchenkreis auch bei der Nutzung digitaler Hilfsmittel. In der neuen Geschäftsordnung der Synode wurde etwa verankert, dass Abstimmungen grundsätzlich auch auf digitalem Wege erfolgen können. „Das hatte die Landeskirche noch nicht in ihrer Mustersatzung“, erwähnte Jurist Martin Wendt aus dem Kreissynodalvorstand Saar-West. Hier habe das Saarland eine Änderung anstoßen können, die demnächst landeskirchenweit Schule machen dürfte.

Überleitung von Pfarrstellen: Handlungsfähigkeit im Schuldienst sichern

Weitere Beschlüsse betrafen Formalien für die Arbeit des neuen Kirchkreises, etwa die Ordnung der Fachbereiche. Mit der Überleitung der Pfarrstellen vom derzeitigen Kirchenkreisverband zum Kirchenkreis An der Saar wurden einige nicht besetzte oder nicht mehr benötigte Pfarrstellen aufgehoben oder mit einem sog. „kw-Vermerk“ versehen, sodass sie nach Ausscheiden des bisherigen Stelleninhabers nicht wiederbesetzt werden. Beschlossen wurde jedoch auf Antrag des Evangelischen Schulreferats und des Bildungsausschusses, dass eine freie Schulpfarrstelle entgegen ursprünglicher Planungen nicht gestrichen werden soll, sodass sie wiederbesetzt werden kann, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Damit sichert sich der künftige Kirchenkreis günstigere Handlungsoptionen im Schuldienst (Religionsunterricht und Schulseelsorge).

Projektraum Saarbrücken-West mit Neuordnung des pastoralen Dienstes

Vorgestellt wurde auch der neue Projektraum „Saarbrücken-West“, der zum Jahreswechsel an den Start gehen soll. Dort soll der Pfarrdienst über einen Zeitraum von acht Jahren nicht mehr parochial, nach den Grenzen der Kirchengemeinden, sondern im Team nach persönlichen Fähigkeiten und Neigungen, sowie nach den wechselnden Bedarfen organisiert und strukturiert werden. Gleichzeitig wird das Pfarrteam von fachfremden Aufgaben entlastet. Ein hauptamtliches „Facility Management“ sowie eine Gremienbegleitung sollen sich vorrangig um Bauwesen, Finanzen und Verwaltung kümmern. Für die Pfarrpersonen für Ort ein deutlicher Mehrwert, wie Pfarrerin Anja Schild betonte. „Wir Pfarrer können uns viel anlesen, aber andere können das besser als wir“, sagte die Gemeindepfarrerin aus der Region. Womöglich bildet „Saarbrücken-West“ mit dem Projektraum die Vorhut für eine grundlegende Veränderung der Pfarrdienststruktur im neuen Kirchenkreis.

Fusion der Saar-Kirchenkreise in Sichtweite

Die Tagung in Dillingen war die letzte gemeinsame Synode beider Kirchenkreise vor der Fusion zum neuen Kirchenkreise An der Saar zum 1. Januar 2026. Zuvor kommen die Kreissynoden zum Abschied nochmal auf getrennten Tagungen im November zusammen. Die erste Synode des Kirchenkreises An der Saar ist für den 31. Januar geplant. „Lasst uns den neuen Kirchenkreis gemeinsam ins Leben rufen und mit Leben füllen“, rief Superintendent Markus Karsch (Saar-Ost) zum Abschluss die rund 150 Synodalen auf.

 

Der Evangelische Kirchenkreis Saar-Ost erstreckt sich von St. Wendel über Ottweiler und Neunkirchen bis nach Dudweiler in die Landeshauptstadt Saarbrücken hinein. Im Kirchenkreis leben aktuell rund 45.000 Gemeindeglieder in vier Kirchengemeinden. Sitz der Superintendentur ist Saarbrücken. Superintendent ist derzeit Pfarrer Markus Karsch.

Der Evangelische Kirchenkreis Saar-West gehört zur Evangelischen Kirche im Rheinland. Er erstreckt sich von Rilchingen-Hanweiler im Süden entlang der Saar bis nach Perl im Westen und bis Lebach und Wadern im Norden des Saarlandes. Derzeit leben dort rund 68.000 Protestanten in 20 Gemeinden. Sitz der Superintendentur ist Saarbrücken. Superintendent ist derzeit Pfarrer Christian Weyer.





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