Aus der Geschichte


Rund 50 Jahre nach Luthers Thesenanschlag in Wittenberg kam die Reformation auch ins heutige Saarland. Seit 1575 galt in der Grafschaft Nassau-Saarbrücken mit ihren Zentren Saarbrücken und Ottweiler das lutherische Bekenntnis. Heute gehören die Kirchenkreise Saar-West und Saar-Ost zur Evangelischen Kirche im Rheinland. Sie umfasst das Gebiet der preußischen Rheinprovinz, die nach 1815 entstand. Lesen Sie hier die spannende Geschichte der evangelischen Kirche in der Region.



Die Geschichte der evangelischen Kirche an der Saar beginnt im 16. Jahrhundert. Zweimal versuchten die Chorherren des Stiftes St. Arnual an der mittleren Saar vergeblich das evangelische Bekenntnis einzuführen. Erst nach der Aufhebung des Stiftes ließ sich diese Vision verwirklichen, als die Brüder Philipp III. und Albrecht von Nassau-Weilburg 1575 das Erbe ihres kinderlos verstorbenen Vetters Johanns IV. antraten. Die Grafschaft Nassau-Saarbrücken, die in den Städten Saarbrücken, Ottweiler und Saarwerden ihre Zentren hatte, organisierte eine eigene Landeskirche. An ihrer Spitze stand Generalsuperintendent Laurentius Stephani.

Zu den Besonderheiten dieser Landeskirche zählte die Konfirmation. Sie verdankte sich der Tatsache, dass die Saarbrücker Kirchenordnung von den hessischen Ordnungen beeinflusst war, die aus der theologischen Arbeit des Straßburger Reformators Martin Bucer hervorgegangen ist. Im 18. Jahrhundert erschien das Nassau-Saarbrückische Gesangbuch, das in 2. Auflage in den meisten Gemeinden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Gebrauch blieb. Die Blüte des Landes vor dem 30-jährigen Krieg erlaubte es Graf Ludwig II., auch hugenottische Familien anzusiedeln, die in dem nach ihm benannten Ort Ludweiler Heimat fanden. Ausdruck humanistischer Prägung war Ludwigs Gründung eines Gymnasiums in Saarbrücken, des heutigen Ludwigsgymnasiums, als einer ursprünglich evangelischen Schule.

Die Réunionskriege und der Vertrag von Rijswijk von 1697 sicherten die Rückkehr katholischer Bevölkerung in die lutherische Grafschaft. Zahllose Kirchen wurden, meist bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, simultan, also gemeinsam genutzt. Im Gefolge der Französischen Revolution wurde die Nassau-Saarbrückische Landeskirche in konfessionelle Lokalkonsistorien gegliedert. Dies bereitete die sogenannte Saarbrücker Union vor, die im August 1815 reformierte und lutherische Gemeinden zu einer Kirche zusammenführte.

Mit dem Wiener Kongress (1815) fiel das Land an der mittleren Saar an Preußen und wurde der Rheinprovinz eingegliedert. Der neu gegründete Kirchenkreis Saarbrücken umfasste die heutigen Landkreise Saarbrücken, Neunkirchen, Ottweiler und Merzig-Wadern sowie den früheren Landkreis Saarburg. Saarabwärts waren die meisten Ortschaften fast rein katholisch, da sie entweder zum Herzogtum Lothringen und in Rechtsnachfolge zum Königreich Frankreich oder aber zum Kurfürstentum Trier gehörten. Erster evangelischer Brückenkopf an der unteren Saar war die preußische Garnisonsgemeinde in Saarlouis.

1897 wurde der große Kirchenkreis Saarbrücken geteilt in die Kirchenkreise Saarbrücken und St. Johann. Zahlreiche neue Gemeinden waren durch die aufstrebende Stahlindustrie und den florierenden Bergbau entstanden. Separationstendenzen von der Rheinischen Kirche fanden nach dem Ersten Weltkrieg keine Verwirklichung.

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde auch die evangelische Kirche an der Saar in die Zerreißprobe des so genannten  Kirchenkampfes gestellt. Es gelang der Glaubensbewegung der Deutschen Christen, durch die Kirchenwahlen zahlreiche Presbyterien zu besetzen. Als einziger Delegierter der Saar nahm der Saarbrücker Pfarrer und spätere Kirchenrat Otto Wehr an der Barmer Bekenntnissynode 1934 teil. Er sorgte durch Saarbrücker Bekenntnissynoden für die Abwehr der nationalsozialistischen Irrlehre in der Kirche. 1946 wurde die evangelische Kirche an der Saar neu geordnet: Es entstanden die Kirchenkreise Ottweiler, Saarbrücken und Völklingen.

Im neuen Jahrtausend reagieren die Kirchenkreise an der Saar mit Strukturveränderungen auf die Herausforderungen der demographischen und wirtschaftlichen Entwicklung. Die evangelischen Kirchenkreise Saarbrücken und Völklingen fusionierten am 1. Oktober 2009 zum Kirchenkreis Saar-West. Die saarländischen Gemeinden aus dem ehemaligen Kirchenkreis St. Wendel schlossen sich am 1. April 2010 mit dem Kirchenkreis Ottweiler zum Kirchenkreis Saar-Ost zusammen. Im Jahr 2012 wurde der Kirchenkreisverband "An der Saar", der die Verwaltung sowie die übergemeindlichen Einrichtungen der beiden Kirchenkreise bündelt.




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